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Adam Berenz

* 19.09.1898 in Apatin  + 21.10.1968 in Kalocsa


Lebensbild eines donauschwäbischen Kämpfers gegen Neuheidentum und Nationalsozialismus

 

Pfr. Adam Berenz wurde am 19.09.1898 in Apatin (Batschka) geboren. Sein Vater Adam war Korbflechter.  Die Volksschule besuchte er in Apatin. Sein Lehrer war der berühmte Direktorlehrer Josef Kleiner. Das Gymnasium absolvierte er bei Jesuiten-Patres in Kalocsa und anschließend sei Theologiestudium (1918-1921) am Erzbischöflichen Lyzeum daselbst.

 

Als Kaplan wirkte er vorübergehend in Batschka Palanka und Bukin. Im September 1922 kam er als  Administrator nach Nova Gajdobra (Wekerledorf). Später kam er wieder als Kaplan nach Kupusina, Stanischitsch und Apatin. 1932 wirkte er als Kaplan in Kernei, dann wieder in Apatin, wo er gleichzeitig Vikar der Herz-Jesu-Kirche war. Hier gehörten zu seinen Aufgaben: Seelsorge, Exerzitien für die Präparandisten der Werbaßer Lehrerbildungsanstalt, Vorträge bei den Einkehrtagen für katholische  deutsch Mädchen in Batschka Palanka, Apatin und Bácsalás, weltanschauliche Aufklärungsvorträge in Tsconoplja. Er war auch ein Jahr lang Präses des Katholischen Fischervereins in Apatin.

 

Festpredigten hiel er u. a. bei den Ansiedlungsfeiern der Deutschen in Tschoülja, Serbisch Miletitsch und Parabutsch. Jahre hindurch hielt er auch die Festpredigten bei den Männer- und Jungmännerwallfahrten und bei den Frauen- und Mädchenwallfahrten in Doroslovo.

 

1933 wurde er zum Kaplan an der Hauptkirche in Apatin und zum Pfarrvikar der neuen Herz-Jesu-Kirche  in Apatin ernannt. Das Vikariat leitete er bis zum 01. Mai 1944. Dann übernahm er als Administrator die Hauptpfarrei Apatins, nachdem Abtpfarrer Dr. Egerth zum Domherren in Kalocsa ernannt worden war. Drei Wochen später wurde Adam Berenz verhaftet und kehrte nie wieder nach Apatin zurück.

 

Aus „Weitblick eines Donauschwaben“, Widerstand gegen nationalsozialistische Einflüsse unter den Donauschwaben Jugoslawiens und Ungarns 1935 – 1944, erschienen im Selbstverlag Michael Merkl, 1968

Zur Gründung der „Donau“

schreibt Adam Berenz:

 

„Als nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Deutschen Reich die neuheidnische  Weltanschauung zuerst im geheimen (besonders in Ferienlagern), später durch die sogenannte „Erneuerungsbewegung“ durch ihr Kampfblatt „Volksruf“ offen beim chwabenvolk propagiert wurde, zeigte sich immer deutlicher die dringende Notwendigkeit, daß ein – wenn noch so bescheidenes – Presseorgan gegründet werde, das, die spezielle Mentalität der Deutschen in der Batschka und im Banat  berücksichtigend, besonders seine weltanschaulichen Belange wahrnehme. So entstand das katholische Wochenblatt „Die Donau“ Es folgte eine fast zehn Jahre dauernde weltanschauliche Aufklärung des Deutschtums in der Batschka und im Banat und ein erbitterter, kompromißloser Kampf zwischen den Vertretern des nationalsozialistischen Neuheidentums und den Vertretern des katholischen Lagers. Diesem Kampf setzte die ungarische Stojay-Regierung im April 1944 durch ein Erscheinungsverbot für die „Donau“ ein jähes Ende.

Die „Donau“ verlor während der ganzen Kampfperiode niemals die unbedingte Treue zum angestammten  Volkstume, zur Muttersprache, und hatte die Anteilnahme an der deutschen Kulturarbeit vor Augen. Nur der lebt im Geiste der Ahnen, nur der bringt ihrem Andenken Ehre, nur der sichert dem hiesigen Deutschtum ein friedliches Leben in jenem Raum, den unsere Ahnen geschaffen haben, der unser hiesiges Deutschtum nicht nur deutsch, sondern auch durch und durch katholisch und treu zu Heimat  und Vaterland erzieht und erhalten will.“

 

Das Wochenblatt „Die Donau“ erschien 1944, vor seiner Einstellung, in 6100 Exemplaren! Es vertrat eine weit über den Donauraum hinaus bekannte, nüchtern denkende und urteilende Oppositionsgruppe gegen nationalsozialistische Einflüsse unter den Donauschwaben (selbst in Amerika und England gelesen und zitiert); deren Verhalten stellt unserem donauschwäbischen Volke ein einwandfreies Zeugnis seiner Verantwortung für Volk, Heimat und Glauben aus!

 

Aus „Weitblick eines Donauschwaben“ Widerstand gegen nationalsozialistische Einflüsse unter den  Donauschwaben Jugoslawiens und Ungarns 1935 – 1944, erschienen im Selbstverlag Michael Merkl 1968

Verhaftung von Adam Berenz durch die Gestapo

 

Adam Berenz wurde verhaftet, weil er der verantwortliche Schriftleiter des katholischen Wochenblattes „Die Donau“ war, in dessen Spalten er fast ein Jahrzehnt hindurch einen unnachgiebigen Abwehrkampf gegen das nationalsozialistische Neuheidentum und gegen das überhebliche, unsinnige Gebaren der Nationalsozialisten geführt hatte. Er stand Jahre hindurch im Mittelpunkt eines maßlosen, manchmal mit recht unsauberen Mitteln geführten Kampfes.

 

Eines Nachts wurde an seine Haustüre mit Ölfarbe das Wort „Volksverräter“ gepinselt. Die ganze Hauswand des Pfarrhofes war mit eingeritzten Hakenkreuzen, Spottbildern usw. übersät. Auf diese Weise bemühte man sich, Haß gegen ihn zu schüren. Ala dann Ungarn am 19. März 1944 von den deutschen Truppen besetzt worden war, erfolgte seine Verhaftung durch die Gestapo am 22. Mai 1944, abends um 21:30 Uhr. Mit einem Kraftwagen wurde er nach Sombor gebracht und in eine Gefängniszelle gesperrt.

 

Diese Verhaftung in Apatin

erfolgte im oberen Pfarrhaus durch einen Gestapo-Mann in Begleitung eines ungarischen Gendarmen. Nur mit der Zustimmung des Oberkommandanten der ungarischen Gendarmerie Stefan Zalasdy konnte die Gestapo eingreifen und verhaften. Da die Gestapo in Sombor kein Gefängnis hatte, brachten sie Adam Berenz ins Gefängnis der ungarischen Gendarmerie daselbst. Hier wartete er die Nacht hindurch auf seine Abführung, die aber nicht erfolgte, da die Gestapo noch weitere Verhaftungen vorhatte. Dort im Gefängnis saßen auch die Männer Peter Hauk aus Apatin, Josef Kandler aus Tschonoplja, Paul Stelzer aus Kernei, Müller aus Sentivan, die ebenfalls von der Gestapo verhaftet worden waren. Peter Hauk entließ man bald, die anderen blieben etwa eine Woche in Sombor im Gefängnis, dann brachte man sie in einem geschlossenen Gestapo-Wagen nach Szeget, Nagyboldogasszony Straße, ins Gestapo-Gefängnis. Nach ihrer „Verurteilung“ als Widerstandskämpfer gegen den Nazismus überführte man sie ins KZ-Lager nach Batschka Topolya, wo man Juden und Kommunisten gefangenhielt.

 

Am nächsten Tag, 23. Mai 1944, wurde der neue Obergespan Dr. Piukovitsch in sein Amt in Sombor eingeführt. Zu dieser Feier erschienen Jenö Rácz, stellvertretender ungarischer Ministerpräsident, Andor Jaross, Innenminister, und die Abgeordneten der Batschka. Auch der Erzbischof von Kalocsa, Josef Grösz, war anwesend. Der Apatiner Abtpfarrer Egerth, in dessen Anwesenheit die Verhaftung erfolgt war,  begab sich frühzeitig am 23. Mai nach Sombor, um dem Erzbischof die erfolgte Verhaftung zu melden. Erzbischof Grösz daraufhin mit Innenminister Jaross und verlangte energisch die Freilassung von Berenz. Der Innenminister ließ den Oberkommandanten der ungarischen Gendarmerie zu sich kommen und gab ihm die strenge Anweisung, Herrn Berenz nur dem Kalocsaer Erzbischof Grösz zu übergeben, auch wenn der höchste Gestapo-Offizier Einspruch erheben sollte. Die Verantwortung für diese seine Anordnung trage er allein.

 

Am 23. Mai, nachmittags, nahm Erzbischof Grösz Adam Berenz in seinem Wagen mit nach Kalocsa
[…]

 

Aus „Weitblick eines Donauschwaben, Widerstand gegen nationalsozialistische Einflüsse unter den Donauschwaben Jugoslawiens und Ungarns 1935-1944, erschienen im Selbstverlag Michael Merkl 1968

Paul Abraham

* 02.11.1892 in Apatin, + 06.05.1960 in Hamburg

 

Foto entnommen aus: Sebestyénn, György: Paul Abraham

Wien, Verl. Österr. Staatsdruckerei, 1987

 

Der Schöpfer unsterblicher Operetten- und Filmmelodien wurde in Apatin (Österreich-Ungarn, heute Serbien) geboren. Er studierte Musik in Budapest und begann dann als Komponist "seriös" mit Kammermusikern, Orchesterwerken und einem Cellokonzert. Als Kapellmeister am Budapester Operettetheater debütierte er mit der Operette "Der Gatte des Fräuleins". Seinen ersten durchschlagenden Erfolg errang Paul Abraham 1930 mit der Operette "Viktoria und ihr Husar". Weitere internationale Sensationserfolge erzielte er  mit den Operetten "Die Blume von Hawaii" und "Ball im Savoy", die den Komponisten und Dirigenten binnen eines Jahres zu einem der führenden Operettenkomponisten avancieren ließen.  Die glanzvolle Berliner Zeit dauerte nur drei Jahre. 1933 emigrierte Abraham über Wien, Paris und Havanna nach New York. Seine Versuche, in Amerika Fuß zu fassen, scheiterten. Sein geistiger Zustand verschlechterte sich rapide. 1946 wurde Abraham in die New Yorker Nervenanstalt "Creedmoor" eingeliefert, wo er zehn Jahre einsam und von aller Welt vergessen, verbrachte. 1956 kehrte Abraham als kranker und gebrochener Mann nach Deutschland zurück. Er starb 1960 in Hamburg.

 

Text von Henriette Mojem aus dem Programmheft "Klaviernachmittag mit Operetten- und Filmmelodien von Paul Abraham, am 15.12.2012, im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen".

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Und Josef Volkmar Senz schrieb:

 

Die Melodien von Paul Abraham sind heiter und traurig, kess und gefühlvoll, sehnsüchtig und hinreißend, ihre rhythmische Eleganz, ihr exotischer Reiz, das Chroma ihres Klangs und Klanggewandes, das großstädtisch Mondäne, der Seelenraum zwischen Wien und Hawaii, die Folklore-Farbigkeit, die charakterisierung der russischen, japanischen, ungarisch-pannonischen Stimmungslandschaften, das alles macht sie unverkennbar, das alles lebt über den hinaus, der sie schuf.